Werbung. Wir sind so weit weg von unserem Stadtleben in Berlin. Weit weg auch vom Stress des Urbanen: Vom Arbeitsalltag, von Straßenbahnen & kaputten Aufzügen, Verkehrslärm, den Menschenströmen der Innenstadt, der Kosumwelt. Vom wechselhaften Schmuddelwetter in Deutschland. Und das tut richtig gut! Hier in Südtirol sind wir einfach nur eine Slowfamily. Die Kinder schlafen eine gefühlte Ewigkeit in der riesen Schlafkoje. Nach einer aufregenden 1. Woche im Carado Camper, entschleunigen wir in der zweiten Woche noch mehr und haben das Gefühl schon ewig unterwegs zu sein.
Im Camper unterwegs zu sein heisst immer auch, das der Weg das Ziel ist. Da wir seit dem Unwetter in Deutschland die grob geplante Route hinschmeißen mussten, lassen wir uns in Südtirol einfach nur treiben und planen nichts. Am Vorabend wird über Google geschaut, wo wir übernachten könnten und los geht’s. Für den Rest Italiens kann ich Euch den alternativen Stellplatzführer Fattore Amico– Buch & Vignette von Landvergnügen empfehlen.
Meine Tipps für eine entspanntere Camper Reise mit Kindern, unsere Route und Erlebnisse von der ersten Woche findet ihr hier Hallo Abenteuer! Unser erster Camper-Roadtrip mit Baby und Kleinkind Teil 1
Einfach mal nichts tun: Am Kalterer See
6. und 7. Tag. Unser nächstes Ziel ist der Kalterer See (der wärmste See der Alpen) und zwei Tage einfach nur abhängen. Am Lido, einem Schwimmbad mit Seezugang, aus dem wir Friedrich 2 Tage nicht mehr weg bekommen. Außer zum Pasta essen im nahe gelegenen Restaurant Geier (was für ein Name). Wir haben auf dem Camping Gretl am See nur einen Stellplatz, mehr brauchen wir nicht, weil wir eh nur zum schlafen dort sind.
Simon und ich wechseln uns mit Jogging rund um den See ab (wer mag ca. 8 km die ganze Strecke) und ich spüre, wie die ganze Familie in Urlaubsstimmung ist. Die Herausforderung bleibt auch bei schönster Route zwischen Obst- und Weingärten, aber auch schwindelerregenden Serpentinen, die Kinder in den Autositzen zu motivieren. Keiner möchte lange angeschnallt sitzen, auch wenn Gretas nuna pipa icon ergonomisch bequem ist und ein Sonnenverdeck zum Verdunkeln hat. So sind wir immer gestartet, wenn beide am meisten müde waren.
Wild Camping auf den Schneiderwiesen
7. Tag. Wir brechen spät am Nachmittag zu einer einsamen Alm auf, zum Gasthof Schneiderwiesen, der auf 1400 m Höhe umgeben von dichten Fichten- und Tannenwäldern liegt. Und auch hier geht der Weg abenteuerlich auf Serpentinen entlang, die nur Simon mit Gelassenheit fährt. Ich habe uns schon dem Abgrund runter rollen sehen und musste imaginär immer mit bremsen. Umso mehr hat uns oben angekommen, die einsame Alm mit einem Wild Camping Spot im Wald belohnt. Da wir uns mit der Zeit verschätzt haben, bleiben wir hier. Für den Nachtisch sind wir noch super spät auf die Alm. Mit voller Inbrunst ertönen die Stimmen eines Chores aus Bozen, die feucht-fröhlich zu feiern wissen als plötzlich ein Gewitter aufzieht. Macht nichts! Greta quiekt auf Simon ganz leise und Friedrich kuschelt sich in meine Arme. Die Natur in all ihren Facetten zu erleben, ist auch für die Kinder was ganz Besonderes.
Ciao Bolzano! Hallo Camping Zögghof!
Am 8. Tag geht’s früh nach dem Bozen. Wir wollen auf den Markt in der Altstadt, kaufen Äpfel, denn die sind mit die besten hier in Südtirol. Bozen ist echt hübsch, viel zu lange ist es her, seitdem ich hier das letzte Mal war. Ich habe auch gleich drei super leckere lokale Essenstips von Einheimischen, dem netten Ehepaar aus Bozen von der 1. Woche auf dem Camping Bark Baita Dolomiti: Osteria Hopfen & Co & Cavallino Bianco/Weisses Rössl sowie der unschlagbare Pfefferlechner in Lana bei Bozen. Hier gibt’s bei leckerster regionaler Küche Live Musik, einen kleinen Tierzoo und einen Spielplatz.
Nach einem Abstecher ins Südtiroler Archäologiemuseum, dem Ötzi Museum (muss man mal gesehen haben – mit dem Fund wurde die Kupfersteinzeit um 1000 Jahre vorverlegt!), geht’s weiter über Kohlern nach Sankt Leonhard in Passeier, das sich direkt im Naturpark Texelgruppe, an der Weggabelung zum Timmelsjoch und zum Jaufenpass befindet. Ich glaube, im idyllischen Kohlern haben wohlhabende Bozianer ihre Ferienvillen und bin glücklich über diese schöne Route. Sehr spät noch vor Mitternacht kommen wir im 4 Sterne Camping Zögghof an. Alles kein Problem, die Gründerfamilie Pirparmer ist super verständnisvoll und zuvorkommend, was sich die nächsten vier Tage nicht ändert. Herrlich! Wir parken auf den begrünten Terrassen förmig angelegten Campingplatz auf Etage drei, schräg gegenüber von einem Sendung mit der Maus Bulli. Friedrich findet den Bulli natürlich super und verwickelt die beiden Besitzer direkt in total süße Gespräche, pflückt Blümchen und schenkt auch der Frau eine. Hach, der kleine Charmeur…
Indiana Jones meets Bergidylle
9. und 10. Tag. Die Sonne kitzelt uns wach, neben uns rauscht der Fluss Passer. Wir blicken auf Wiesen, Wälder und hohe Bergspitzen. Zum luxuriösen Campingplatz gehören ein Restaurant/ Bar, wer mag auch moderne Bungalows, super Waschräume, eine Tageskarte für das große Schwimmbad Sportarena Passeier, Brötchenservice und täglich frische bäuerliche Produkte, teils aus dem Garten der Familie. Wir nutzen alles und ich revidiere abermals meine Aversion gegen Campingplätze…
Bevor es nachmittags ab ins Schwimmbad geht, nutzen wir vormittags wieder die App outdooractive für beste Wanderrouten und laufen mit dem Sonnenrundgang St. Leonard einen der schönsten, kleinen und kinderleichten Wanderwege, die wir je gemacht haben. Es gibt quasi keine großen Anstiege. Deshalb kann ich meine Euphorie auf Instagram hier nur nochmals teilen: “So wird man beim Wandern belohnt: Auf dem “Sonnenrundgang” die schönste & für Friedrich aufregendste Natur. Eidechsen, wilde Bachläufe, Schmetterlinge & Grashüpfer, Indiana Jones Brücken & Laubengänge mit selbst gebauten Holzzäunen.”
Am 10. Tag bleiben wir den ganzen Tag im Schwimmbad. Simon hat sich beim Joggen in voller Hitze mit nur wenig Wasser etwas übernommen und einen leichten Sonnenstich. Frau Pripamer ist einfach toll: Beim Brötchenservice bietet sie uns an, Aspirin in der Apotheke zu holen. Ich nehme den Fullservice gerne an, zumal ich mit 2 Kindern bei der Hitze auch nicht durch den Ort irren möchte. Die Ruhe tut allen gut. Nur Friedrich möchte im Schwimmbad unermüdlich toben. Im Kinderbecken, aber auch bei den Erwachsenen und auf der riesen Wasserrutsche. Alles mit Schwimmflügeln und nicht alleine.
Die Schönheit einer verwunschenen Natur
11. Tag Wie so oft, wird der vorletzte Tag nochmal so richtig traumhaft: Wir fahren nach Pfelders, Teil der Gemeinde Moos. Hier sind die Kindergärten noch mit Mosaik-Kunstwerken verziert. Wir nehmen die wunderbar familienfreundlichen, abenteuerlichen, aber leicht zu wandernden Routen bis auf zwei Almen: Lazinseralm (1.860 m, sogar Off-Road-Kinderwagen geeignet) & Faltschnalalm (1871 m). Vorbei an einer Sennerei, wilden Bachläufen, Wasserfällen, Kühen, kleinen Tierchen, fliegenden Milchkannen, Heu und verwurzelten Anstiegen. Die Natur bis dahin macht uns sprachlos. Wir atmen tief durch, ich schließe meine Augen und denke, wie ich diese Freiheit und pure Schönheit noch lange in meiner Erinnerung konservieren kann…”Mama, die Kuh kommt zu uns gelaufen. Sie sieht ganz weich aus! (…) Schau mal, der Schmetterling (…)” Friedrich pflückt mir wilde Blumen und scheint auch ganz eins mit der Natur zu sein. Greta schläft mal wieder in der Trage auf Simon. Ich bekomme den größten Lachanfall überhaupt, dass mich schon der einheimische Bauer nur fragend anschaut:
“Ich habe sooo sehr lachen müssen & finde die fliegenden Heubomben als Stadtkind total faszinierend. Ich kenne das Dorfleben von meinen Großeltern, aber nicht in den Bergen & die logistischen Seilkonstruktionen sind genial für den gesamten Transport”
“Der letzte Wanderstag hat uns alle nochmal extrem Natur verliebt glücklich gemacht & vor allem sooo unfassbar stolz auf den so neugierigen & tapferen kleinen Wandersburschen Friedrich inklusive Greta in der Trage” schreibe ich auf Instagram. Als wenn nicht die ganze Wanderung schon Belohnung genug wäre, locken wir Friedrich auf der Lazinseralm mit Knödelsuppe, einem sensationellen Spielplatz mit Indianerzelt, Bach, Holzkuh zum Melken, und einem tapsigen Hundewelpen, der zu einer einheimischen Wandersfamilie gehört. Die Alm ist so wunderhübsch, die Holzhäuser mit Blumenmeeren geschmückt und überall sieht man jede Menge Geschichte aus dem vergangenen Jahrhundert. Die in der Nähe liegende Faltschnalalm wollen wir unbedingt noch mitnehmen: Samtweich grau-beige schimmernde Kühe begrüßen uns mit ihren Kuhglocken so nah, dass Friedrich und ich beide zurück zucken. Auch die Faltschnalalm ist familiengeführt und hat einen Spielplatz mit riesen Trampolin und Rutsche. Im Frühling/ Sommer werden die Almen von den Familien auch immer als eigenes Ferienhaus genutzt. Bei all der Idylle passt der leckerste hausgemachte Mohnkuchen und eine Pfirsichtorte absolut ins Bild. Wir genießen noch ordentlich diesen Moment, den atemberaubenden Ausblick auf den Seelenkogel (3.475 m), den zweithöchsten Berg des Passeiertales, bevor es wieder zum Campingplatz geht. Leider sind wir zu spät für den Sessellift, der uns auch nach Pfelders gebracht hätte.
Abends gibt’s nach langem Wandern und kurzem Schlafen im Camper eine Pizza in der Pizzeria Pizzeria Passeirer Weinstube – unfassbar, aber Friedrich hat seine Salamipizza komplett alleine gemampfelt und beim Lieblingsnachtisch Vanilleis mit Schokosauce nach dem ersten Löffel erschöpft schlapp gemacht.
12. Tag Von Sankt Leonard brechen wir Richtung München auf und besuchen noch meine Schwester und mein Schwager: Über den Jaufenpass, Brenner, Fernpass, Leutkirch, München. Und geben unseren Carado Camper nach 1,5 Stunden umräumen in unser Auto müde, aber glücklich über unser geschafftes Abenteuer, wieder ab. Die Route München – Berlin geht nur mit mehreren Pausen. Tipp: wenn ihr noch nicht in der Unesco Weltkulturerbe Stadt Bamberg gewesen seid, ist das der perfekte Ort für einen Zwischenstopp.
Mein Fazit: Wir werden bestimmt nicht das letzte Mal mit einem Camper unterwegs gewesen sein! Dann sind die Kinder auch schon älter und alles wird noch leichter…
ÜBERBLICK UNSERER CAMPER REISEROUTE 2. WOCHE
- Samstag. Kalterer See & Lido (Schwimmbad mit Seezugang), Essen im Restaurant Geier (Pizzeria) | Camping Gretl am See (nur Stellplatz)
- Sonntag. Kalterer See & Lido, danach Schneiderwiesen Alm, Essen im Lido, Abends: Selbstgekochtes beim Wild Camping auf der Schneiderwiesen, danach Nachtisch und Gewitter im Gasthof Schneiderwiesen | Wild Camping im Wald nahe der Schneiderwiesen
- Montag. Schneiderwiesen | Bozen (Südtiroler Archäologiemuseum, Mittagessen: Osteria Hopfen & Co | Kohlern | Abendessen: Pfefferlechner | Ziel: Sankt Leonhard in Passeier | Camping Zögghof
- Dienstag. Vormittags: Sonnenrundgang St. Leonard | Nachmittags: Schwimmbad Sportarena Passeier | Camping Zögghof
- Mittwoch. Schwimmbad Sportarena Passeier | Camping Zögghof
- Donnerstag. Pfelders | Lazinseralm & Faltschnalalm, Abends Pizzeria Passeirer Weinstube | Camping Zögghof
- Freitag. Sankt Leonard | Jaufenpass | Brenner | Fernpass | Leutkirch | München
- Samstag. München – Berlin
Herzlichen Dank an unseren Kooperationspartner Carado GmbH, der uns für die Zeit das Reisemobil zur Verfügung gestellt hat. Meine Meinung und meine Begeisterung sind allerdings meine ganz persönliche.
In meinem Pinterest Board Travel: Retreats & Slow Family sammle ich ganz viele Tipps fürs Reisen mit Kindern, besondere Orte zum Entspannen, Durchatmen und gemeinsam genießen.
11 Kommentare zu “Hallo Abenteuer! Unser erster Camper-Roadtrip mit Baby und Kleinkind Teil 2”