Fröhlich quiekend hüpfen Kinder auf den Wiesen und sammeln Kastanien und die ersten bunten Herbstblätter oder buddeln im Sandkasten nach den höchsten Sandburgen während ihre Eltern im Café Schönbrunn bei Bratwurst mit Sekt anstoßen. Eine Meditationstreff-Gruppe genießt die Ruhe in sich selbst, um sie herum schwitzen Jogger fleißig ihre Runden ab, gefolgt von Basketballern, Tennis- und Frisbeespielern sowie Skatern und Fahrradfahrern. Junge Pärchen und Rentner kuscheln sich gemütlich auf den Parkbänken am Teich aneinander und Vögel zwitschern mit dem Rauschen der Bäume im Wind um die Wette.
Alle sind glücklich über die wohltuenden, warmen Sonnenstrahlen an diesem wunderschönen Herbstsonntag. Man mag vermuten, dass heute Abend noch einmal die Grills ihren letzten spätsommerlichen Rauch von sich geben, Musik aus Ghettoblastern ertönt, Hochseil-Akrobaten ihre Seile spannen, Girlanden aus Stofffähnchen und Luftballons Kindergeburtstage schmücken oder Filmklassiker im Freiluftkino Friedrichshain zu sehen sein werden.
Ich bin mal wieder im Volkspark Friedrichshain, quasi meinem Hauspark, der 1846 als erste kommunale Grünanlage Berlins zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain errichtet wurde. Ob Spiel- oder Sportplatz, ein Ort zum entspannten Ausruhen, Abhängen oder gemütlichen Plaudern und Schlemmen, genießen kann man ihn zu jeder Jahreszeit.
Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht, Hunde springen bellend verspielt durch die noch sprudelnden Fontänen des unter Denkmalschutz stehenden Märchenbrunnens. Jedes Mal erwische ich mich ganz leicht beim Träumen, denn das geht hier sehr gut: auf den Bänken um den in vier flache Kaskaden angelegten, neobarocken Märchenbrunnen mit seinen neun Steinskulpturen, die der Bildhauer Ignatius Taschner nach den Märchen der Brüder Grimm interpretierte:
- Hänsel und Gretel – Die zwei Skulpturen entstammen dem Vorbild aus der weniger bekannten zweiten Fassung des Märchens von 1819, in der die geretteten Kinder auf dem Heimweg von einer Ente über ein hinderndes Gewässer getragen werden
- Der gestiefelte Kater
- Hans im Glück
- Die sieben Raben
- Aschenputtel
- Rotkäppchen
- Brüderchen und Schwesterchen
- Schneewittchen und die sieben Zwerge
- Dornröschen
Neben Kriegszerstörung und Vandalismus, sind die heutigen Figuren eine denkmalgerechte Rekonstruktion der Originale aus dem 19 Jahrhunderts, die seit Mai 2007 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Schon damals waren für die Idee eines Märchenbrunnens spielende Kinder die Inspirationsquelle des Architekten und Stadtbaurates Ludwig Hoffmann, wofür ihm nicht nur die Kleinen heute sehr dankbar sind.
Ich wünsche Euch allen eine märchenhafte Erholung im Volkspark Friedrichshain!
PS: Tom vom Jogging Portal hat den Laufstreckentest für die Jogger unter Euch gemacht.
© Fotos Nina Bungers – all rights reserved.
2 Kommentare zu “Von spielenden Kindern inspiriert: Ein Spaziergang um den Märchenbrunnen”